Nil Desperandum

Der Zusammenhang zwischen Pervitin, einer problemorientierten Grundeinstellung und latenter Verzweiflung. 

Vielleicht hast Du auch schon mal davon gehört, dass der Konsum von Aufputschmitteln wie Crystal Speed in den letzten Jahren stark angestiegen ist. Oft wird das Zeug als Modedroge bezeichnet, jedoch kam es schon im 2. Weltkrieg unter der Bezeichnung „Pervitin“ zum Einsatz.
N-Metylamphetamin, so der chemische Name, ist ein Aufputschmittel auf Amphetaminbasis und verursacht eine starke Euphorie.
Warum ist der Konsum von Pervitin in den letzten Jahren so stark angestiegen? Sicherlich spielt es eine Rolle, dass das Zeug schnell, einfach und günstig herzustellen ist. Aber es gibt noch einen weiteren Grund, mit dem wir uns nun beschäftigen werden.

Eins vorweg: Ich vertrete eine freiheitliche Drogenpolitik. Denn es gibt Menschen, die mit Rauschmitteln, ganz gleich welcher Art, fähig und verantwortungsvoll umgehen können. Und es gibt Leute, die zu dumm dazu sind.
Warum sollten die Dummen und Unfähigen der Maßstab sein? Sollten nicht die Fähigen und Verantwortungsvollen der Maßstab sein?
Darum gestehe ich jedem erwachsenen und halbwegs intelligenten Menschen die Fähigkeit zu, Selbsterhaltungstrieb und Recht auf Rausch im Gleichgewicht zu halten.
Und nein, ich selbst nehme grundsätzlich keine Drogen.

Doch zurück zu der Frage, warum der Konsum von Pervitin so stark angestiegen ist.
Wenn Du schon etwas älter sein solltest, erinnerst Du Dich bestimmt daran, dass es früher eigentlich nur die Abendnachrichten im TV oder die Tageszeitung vom Kiosk gab, wenn man das Bedürfnis hatte, sich nach-richten zu lassen.
Doch heutzutage wird man quasi rund um die Uhr mit Nachrichten bombardiert. Eine besondere Rolle spielen die schlechten Nachrichten.
Viele Leute haben eine problemorientierte Grundeinstellung, d.h. sie lieben es, über Probleme zu jammern. Darum sind sie auch so geil auf schlechte Nachrichten.
Vielleicht wäre es gar nicht so weit hergeholt, wenn ich behaupten würde, dass es so viele Probleme gibt, weil es diese Leute so geil finden, Probleme zu bejammern. Denn durch ihr Bedürfnis nach schlechten Nachrichten unterstützen sie indirekt ein System, welches Probleme und Misstände erzeugt.
Aber der fetischartige Konsum schlechter Nachrichten bewirkt noch etwas anderes: Er verursacht Verzweiflung. Allerdings ist es keine Verzweiflung, die man direkt spürt, sondern es wirkt unterschwellig und verursacht eine Art Lethargie, so nach dem Motto: „Man kann ja eh nichts machen“.
Diese Lethargie ist vom System durchaus gewollt und erwünscht. Warum wohl kann sich eine Merkel hinstellen und behaupten, ihre Politik sei alternativlos? Wenn viele Leute in einer Lethargie nach dem Motto „Man kann ja eh nichts machen“ gefangen sind, denkt niemand mehr über Alternativen nach.
Auf der anderen Seite aber erzeugt diese Lethargie das Bedürfnis nach Euphorie. Und da viele Leute nicht mehr in der Lage sind, sich auf natürliche Weise in Euphorie zu versetzen, greifen sie zu Aufputschmitteln, um ihrer Lethargie für ein paar Stunden zu entfliehen.
Das ist mit ein Grund dafür, vielleicht sogar der Hauptgrund, dass der Konsum solcher Substanzen so stark angestiegen ist.

Ich will Dir nicht verbieten, schlechte Nachrichten zu konsumieren, aber ich möchte Dir ein paar Anregungen mit auf den Weg geben.
Sofern Du es noch nicht getan hast, eigne Dir eine zielorientierte Grundeinstellung an. Beschäftige Dich nicht nur mit Problemen, sondern auch und vorallem mit Lösungen und Zielen. Wenn Du die Gesellschaft verändern und verbessern willst, muss diese Veränderung und Verbesserung bei Dir selbst anfangen.
Lasse Dir nicht einreden, etwas sei alternativlos. Sicherlich weisst Du, welche Vorteile es hat, wenn man in seinem Liebesleben Alternativen hat. Das gilt auch für alles andere.
Manchmal kann es natürlich entspannend sein, gegen ein krankes System zu protestieren, aber das darf nicht dazu führen, dass Du Dich nur noch mit Dingen beschäftigst, die Du ablehnst. Als Mann musst Du immer wissen, was Du willst. Schliesslich bist Du ja keine Frau, die nur weiss, was sie nicht will. Darum beschäftige Dich vorallem mit Dingen, die Du befürwortest.
Achte auch darauf, welche Nachrichten Du an Dich ranlässt. Wenn Du weisst, dass bestimmte Dinge scheisse sind, musst Du Dir keine 200 Zeitungsartikel pro Tag reinziehen, in denen über diese Scheisse berichtet wird. Nutze Deine Zeit sinnvoller.
Und achte auch darauf, welche Medien Du konsumierst. Ich erzähle Dir nichts Neues, wenn ich sage, dass alternative Medien den Mainstream-Medien vorzuziehen sind. Aber wähle auch diesbezüglich sorgfältig aus. Wenn z.B. eine „alternative“ Netzseite nur aus kopierten Zeitungsartikeln der Mainstream-Medien besteht, dann ist das nicht wirklich eine Alternative.

In diesem Sinn: Nil desperandum. Verzweifle nicht.

5 Gedanken zu “Nil Desperandum

  1. Freiheitlicher Mensch

    Ein super Artikel. Genau diese „Ich kann sowieso nichts ändern“ – Einstellung begegnet man ja sehr oft im Alltag.

    Subtil sagt man aber: „Ich habe keine Kraft bzw. keine Idee bzw. keinen Bock etwas zu ändern.“

    Man redet sich ein, dass der jetzige Zustand schon „nicht so schlimm ist“.

    Im Inneren merkt man aber sehr wohl, dass etwas nicht stimmt.

    Ich lese deinen Blog gerne.
    Ich wünsche dir alles Gute!

    Gefällt 1 Person

  2. vagina > logic

    „Wenn Du schon etwas älter sein solltest, erinnerst Du Dich bestimmt daran, dass es früher eigentlich nur die Abendnachrichten im TV oder die Tageszeitung vom Kiosk gab, wenn man das Bedürfnis hatte, sich nach-richten zu lassen.“

    Guter Artikel. Mein Gedanke dazu war bislang, dass mir vor allem das Totschweigen der Speed Epidemie auffiel. Was ich mir so erklärte, dass es wie mit den asiatischen Wanderarbeitern und dem Speed dort im Wasser sein muss, die Anzeigenkunden sind ganz froh, dass die Arbeiter es sogar selber kaufen und einnehmen.

    Zu den alternativen Medien, dort möchte ich auf die NachdenKEN und Nachdenkseiten hinweisen.
    MITdenken und MITeinander sprechen, wesentlich sinnvoller, als sich von den Albrecht Müllers und Ken Jebsens was erzählen zu lassen. Da gibt es zwar auch Wahres, aber wie oft will man das Immergleiche hören? Stichwort Friedensforscher. Wir wissen wie Frieden geht.
    Ebenso brauchen wir keine Geister-Wissen-Schaffer.
    Weißt man diese Komiker auf ihre 90% männliche Zuhörerschaft hin, dann kommt eine feministische Antwort.
    Die klären über nichts auf und niemand nennt mal Beate Baumann, die andere Frau im Kanzleramt, damit nur niemand auf die Idee kommt, das zusammen mit Elfriede Springer und Liz Mohn über Bunte und Co eben ebenfalls regiert wird.
    Was die Leute und Leser hier lesen sollen will ich auch nicht vorschreiben.

    Es gibt eine gute 3 stündige Doku über die alten Germanen aus den Siebzigern auf Youtube, die fand ich gut.

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